Nachdem ich glücklicherweise schon in drei Ländern leben durfte, hatte ich die einzigartige Möglichkeit, verschiedenste Kulturen und deren Gebräuche kennenzulernen. In diesem Artikel werde ich einige Eindrücke unserer Familie zum Osterfest in verschiedenen Ländern beschreiben.
Die ersten 15 Jahre meines Lebens verbrachte ich, aufgrund meiner deutschen Vorfahren, die vor hunderten von Jahren nach Russland auswanderten, in Sibirien und hier wird das Osterfest gebührend gefeiert. Die Kinder freuen sich zu Ostern über den Hasen, der bunt bemalte Eier, immer in ein selbstgebasteltes Osterkörbchen legt und nicht wie in Deutschland versteckt. Unsere Familie hat zu Ostern auch viel traditionell russisch gebacken („Пасха – Paskha“), was für die Kinder ein weiterer Spaß war.
Von Sibirien über Deutschland nach Kanada
Als ich vor 22 Jahren nach Deutschland zog, lernte ich eine neue Art des Osterfestes kennen. Auch hier werden natürlich Ostereier bemalt, aber der Osterhase versteckt diese auf Wiesen und im Wald, wo die Kinder die Eier suchen und sammeln. Seit zwei Jahren leben wir in Kanada, genauer gesagt in Nova Scotia auf Cape Breton Island. Hier wird mit großer Freude und Erwartung das Osterfest gefeiert und viele Familien sammeln mit den Kindern versteckte Ostereier. Was unser Osterfest in Kanada ganz besonders macht, ist dass ausgerechnet zu dieser Jahreszeit alle Hirscharten ihre Geweihe abwerfen. Viele in freier Natur lebende Hirsche halten sich direkt neben unserem Gehege auf und so ist es für die Kinder jedes Jahr zu Ostern möglich, die abgefallenen Geweihe verschiedenster Hirsche aufzusammeln. Die Kinder und deren Freunde haben einen interessanten Wettbewerb gemacht, wer die größten und schwersten Geweihe innerhalb einer bestimmten Zeitspanne finden kann. Da die Hirsche verschieden alt sind, finden sich bei dieser Suche große und kleine Geweihe, je älter der Hirsch, desto größer das Geweih und je nach Hirschart unterschiedlich gewachsen. Die Geweihe wachsen in den folgenden sechs Monaten wieder nach. Die ältesten Hirsche mit den größten Geweihen, verlieren diese immer zuerst. Auf Englisch sagt man „They shed their antlers“.
Neue Freundschaften entstehen
Da unsere Kinder sich mit vielen Indianerfamilien angefreundet haben, die eng bei der Friends United Initiative mitwirken, hat sich eine besondere Zusammenarbeit ergeben. Die gefundenen Geweihe werden an indianische Künstler gegeben und hieraus entstehen einzigartige Schmuckstücke und auch Gebrauchsgegenstände, wie zum Beispiel Messergriffe und Geweihschnitzereien. Solche kunsthandwerklichen Ausstellungsstücke findet man im Friends United International Convention Centre. Es ist alter, indianischer Brauch, aus Geweihen und Knochen Gegenstände zu fertigen und wir bilden hier einige Fotos ab, die ich von solchen Kunstwerken, sowie Kindern und Hirschen gemacht habe. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich nicht um Jagdtrophäen handelt, da den Hirschen jedes Jahr ein neues Geweih wächst.
Sie können auf meinen Fotos erkennen, wie schon einige Tage nach dem Abwerfen der Geweihe die Neuen nachwachsen.
Wir sind sehr dankbar, dass unsere Kinder hier auf Cape Breton ihre Kindheit genießen können, denn ein Großteil der Cape Breton Natur erinnert mich an meine Jugend in Sibirien, in der wir beschützt und wohlbehalten aufwachsen konnten und wirklich noch Kinder sein durften. Wir haben Kanada lieben gelernt und die Kinder haben viele Freunde gefunden, mit denen sie zusammen die kanadische Natur erleben.