Nachwuchs hilft bei der Selbstversorgung auf Cape Breton (Nova Scotia/Kanada)
Angeln ist ein Spaß für die ganze Familie, besonders für Kinder. Ich bin im ländlichen Sibirien aufgewachsen und weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, Selbstversorger zu sein. Als Kind war ich schon immer sehr an diesem Hobby interessiert. Mein Großvater hat fast jedes Wochenende am Wasser verbracht und kam immer mit einem reichlichen Fang nach Hause. Hier wurden dann die Fische von uns ausgenommen und gebraten. Ein Schmaus für die ganze Familie, da er oft verschiedene Fischarten mitbrachte. Mein Großvater hat dieses Hobby geliebt, er war ein leidenschaftlicher Angler.
So viel Fisch, wie er gefangen hat, konnte man nicht auf einmal essen, deshalb hat er dann auch Fische gesalzen und getrocknet. Oft durften wir Kinder ihm dabei zusehen und helfen, wodurch wir gelernt haben, wie man Fisch auf diese Weise konserviert. Der so behandelte Fisch schmeckt auch nach langer Zeit noch gut. Wir haben damals wie heute, gerne getrockneten Fisch gegessen.
Mein Vater übernahm die gleiche Angelleidenschaft meines Großvaters und auch für ihn war dies mehr als ein Hobby. Selbst heute, wo er schon seit 22 Jahren in Deutschland lebt, geht mein Vater immer noch sehr gerne angeln und versorgt unsere Familie oft mit Fisch. Leider benötigt man in Deutschland einen Angelschein, sowie andere, mit Bürokratie verbundene, Papiere, etwas, was wir aus Russland nicht kannten.
Angeln zu jeder Jahreszeit
Mittlerweile lebe ich mit meinen Kindern in Kanada. Da seit meiner Kindheit der Angelsport auch mir im Blut liegt und Unabhängigkeit für unsere Familie sehr wichtig ist, gehen wir auch hier oft und gerne diesem Hobby nach. Cape Breton ist ein Anglerparadies und man kann hier zu allen Jahreszeiten fischen. Was für alle Angler von Vorteil ist besteht darin, dass man an Gewässern, die Gezeiten aufweisen, keinen Angelschein benötigt. Diese Gewässer unterliegen der Jurisdiktion der Bundesregierung, die keine Angellizenz erfordert, soweit man nicht kommerziell fischt. Ein besonders beliebter Ort ist der sogenannte Canso Causeway, da hier, bei auflaufender Flut, oft große Makrelenschwärme zu finden sind. Teilweise werden unterschiedliche Fischschwärme auch von Walen, Robben und Delfinen in den Strait of Canso getrieben. Wenn dies geschieht, erlebt man ein unglaubliches Naturspektakel, zumal es vom Ufer aus gut zu beobachten ist.
Ein Spaß für jung und alt – Angeln mit der Familie und Freunden
Deshalb geht unsere Familie hier sehr oft mit Freunden fischen. Häufig haben wir einen Hund dabei, der die von uns geangelten Fische vor den frechen Möwen verteidigt und damit unsere Mahlzeiten sichert. Wenn man einen Makrelenschwarm entdeckt hat, der sich in Ufernähe befindet, kann man in kurzer Zeit eine große Anzahl an Fischen fangen.
Wir setzen hierfür oft „Paternoster-Haken“ ein, bei denen nicht selten vier bis sechs Makrelen auf einmal anbeißen.
Da wir oft mit vielen Freunden und auch Bekannten aus verschiedenen Ländern, die gerade in Nova Scotia Urlaub machen, unterwegs sind, fangen die Kinder zusammen Makrelen. Hierbei sprechen wir dann viele verschiedene Sprachen, wie zum Beispiel Englisch, Deutsch und Russisch. Nicht nur die Kinder, sondern auch wir Erwachsene lernen hierbei andere Kulturen kennen und verbessern auch noch unsere Fremdsprachenkenntnisse. Wir sind immer erstaunt, wie schnell Kinder Fremdsprachen aufnehmen.
Indianer teilen ihre über Generationen überlieferte Erfahrungen und Geschichten
Selbstversorgung ist ein immer aktueller werdendes Thema auf Cape Breton und besonders indianische Völker haben große Erfahrung bezüglich der Eigenversorgung der Familie mit frischen Nahrungsmitteln. So treffen wir auch indigene Mitbürger beim Angeln und es entwickeln sich oft Bekanntschaften, die später zu Freundschaften werden. Man hört auch sehr viele, interessante Geschichten der First Nations über die Historie des Angelns. Zum Beispiel erhielten wir nicht nur wertvolle Tipps zur Fischzubereitung, sondern lernten auch Vieles über die Konservierung von Fisch durch das Räuchern. Die Räucherspäne unterschiedlicher Holzarten geben dem Fisch oft verschiedene Aromen und der Räuchervorgang macht auch die Fische erheblich länger haltbar. Übrigens angelt man, Sommer wie Winter, meist verschiedene Fischarten. Bei den Indianern ist und war auch immer das Aufspießen von Aalen mit Speeren unter der Eisdecke sehr beliebt. Man spitzte mit Gegenständen einige Löcher in die Eisdecke und konnte dann mit langen Speeren besonders Aale, die sich für den Winter im Grund des Gewässers vergraben haben, aufspießen.
Wer beim Angeln Erfolg hat, der sollte auch lernen, wie man Fische ausnimmt und zum Essen zubereitet! Hier kann ich glücklicherweise auf die Erfahrung meiner Kindheit zurückgreifen, in der ich dies und Vieles mehr von meinem Vater und Großvater gelernt habe. Stolz gebe ich heute diese Erfahrung an unsere Kinder weiter, die auch schon das Angeln als Familientradition angenommen haben. Natürlich hoffen wir, dass unsere Kinder später auch unseren Enkeln von unseren Angelabenteuern berichten und diesen unsere Familientradition weitergeben. Besonders schön ist es, wenn wir, nach dem Verspeisen unserer Fische, am Lagerfeuer zusammensitzen und Geschichten erzählen.
Jeder, der gerne angelt, wird von Cape Breton begeistert sein und wer nicht schon der Angelleidenschaft verfallen ist, wird vielleicht auf Cape Breton ein Fan dieses Hobbies werden, denn für die ganze Familie und besonders für die Kinder ist angeln immer wieder ein aufregendes Erlebnis. Kommen Sie nach Nova Scotia auf Cape Breton zum Urlaub und erleben Sie Abenteuer in freier Natur! Hier dürfen Kinder noch Kinder sein und es gibt viele Möglichkeiten für Familienaktivitäten.