Endlich! Der 1. Mai ist da und es geht die Hummersaison für die Berufsfischer bei uns in Guysborough County los. Für uns ist es immer ein Zeichen, wenn wir die Boote und die Bojen auf dem Wasser sehen, dass der Frühling an die Tür klopft.
Als Privatperson dürfen wir leider den Hummer nicht befischen, haben aber in unserem Freundeskreis einige Hummerfischer und somit bekommen wir oftmals fangfrisch den schmackhaften Lobster nach Hause. Bei einigen Schnorcheltouren haben wir diese wunderschönen und faszinierenden Tiere beobachten können.
Für unsere befreundeten Fischer geht es am frühen Morgen los, um hunderte von Hummerfallen, die auf dem Grund des Meeres liegen einzusammeln, neu zu beködern und wieder auszulegen. Früher war die Hummerfischerei ein reines Männergeschäft, doch heutzutage findet man vermehrt Frauen an Bord, meistens die Ehefrauen oder Töchter, die die Tradition und das Familiengeschäft erhalten möchten.
Geschichte des Hummers
Der amerikanische Hummer wird schon seit dem 16. Jahrhundert befischt. Vormals galt der Hummer als Nahrungsquelle für die ärmeren Leute, die die Küste besiedelten, doch heute ist er ein reines Luxusgut und eine Spezialität, welche man besonders bei uns in Nova Scotia zu günstigen Preisen probieren kann. Viele der bekannten und delikaten “Maine Lobster” kommen meist nicht aus den USA, sondern von unserer schönen Atlantikküste hier in Nova Scotia.
Übrigens wurde 1977 auch der Weltrekord-Hummer in Nova Scotia gefangen. Dieser unglaubliche Fang wog 44 englische Pfund (20 Kilogramm) und war über 1,20 Meter lang. Bedenkt man, dass ein Hummer ca. 5-7 Jahre benötigt, um ein Gewicht von ca. einem Pfund zu erreichen, wird das Alter dieses Hummers auf ca. 125 Jahre geschätzt.
Lange bevor die ersten Siedler einen Fuß auf Nova Scotia setzten, befischten die Ureinwohner Hummer für viele Jahrhunderte. Der Hummer, von den Mi’kmaq Indianern „Wolum Keeh“ genannt, diente als Nahrungs- und Düngemittel und die Schalen und Krusten wurden für die Schmuckherstellung verwendet. Die ersten Siedler haben dies, bis auf die Schmuckverarbeitung, anfangs noch so übernommen. Zu dieser Zeit wurden noch keine Lobstertraps (Hummerfallen) eingesetzt, den Hummern wurde im Flachwasser mit Speer und Gaff nachgestellt. In ruhigen Nächten wurden die Schalentiere mit Laternen, die mit Seehundöl betrieben wurden, ausfindig gemacht. Als Köder, um die Hummer anzulocken, dienten damals meist Dorschköpfe.
„Nova Scotia verfügt über einen hervorragenden Hummerbestand“
Im Gegensatz zu früher, wird heute der Fang von Hummern streng überwacht, um den Bestand dieser delikaten Schalentiere zu sichern. Hochpreisige Lizenzen sind mittlerweile notwendig, um den Hummern nachzustellen. Die meisten Fangzeiten sind auf 2-6 Monate beschränkt, die restliche Zeit des Jahres ist Schonzeit. Nova Scotia verfügt über einen hervorragenden Hummerbestand – dank eines gut durchdachten
und überwachten Systems! Die Atlantikküste Kanadas ist in 41 Küstenabschnitte aufgeteilt, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten befischt werden dürfen, dies garantiert ganzjährig fangfrischen Hummer.
Die Hummer sind im öffentlichen Leben als heimliches Maskottchen in Nova Scotia fast überall präsent. Sei es auf Pullover, Fahnen, Schnapsgläsern und natürlich als Kuscheltiere und auch in Kinderbüchern ist die Hauptfigur, nicht wie bei uns Hase, Bär oder Maus, sondern gerne mal der Hummer. Selbst in kultureller Hinsicht kommt man in Nova Scotia kaum um die Meerestiere herum.
Es gibt Hummer-Festivals, Lieder über Hummer und gerne treffen sich traditionell auch Einheimische und Urlauber zum gemeinsamen Hummer-Essen.
„Hummer in Nova Scotia ein Grundnahrungsmittel“
Während Hummer in Deutschland als edle Delikatesse gelten und entsprechend teuer sind, ist der Hummer in Nova Scotia eher als ein Grundnahrungsmittel einzustufen: Erschwinglich und saisonal nahezu an jeder Ecke zu haben. 80 Prozent der Tiere werden, meist per Luftfracht, exportiert, vor allem in die USA, aber auch nach Europa, Asienund Südamerika. Für den Tourismus spielt der Hummer ebenfalls eine große Rolle. Und wer auf den Geschmack gekommen ist, der kann in Halifax am Flughafen noch schnell einen Hummer kaufen und als Handgepäck nach Hause nehmen.
DATEN & FAKTEN ZUM AMERIKANISCHEN HUMMER
Der lateinische Name des amerikanischen Hummers ist Homarus americanus. Amerikanische Hummer erreichen gewöhnlich Körperlängen von 25 bis 65 Zentimeter und ein Gewicht von 1 bis 6 Kilogramm. Die Färbung des amerikanischen Hummers reicht von olivgrün bis grün-schwarzen Farbtönen mit meist schwarzen Sprenkeln. Der amerikanische Hummer ist an der nordamerikanischen Atlantikküste heimisch.
Die Paarbildung findet im Sommer bis Herbst statt. Der amerikanische Hummer erreicht die Geschlechtsreife zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr. Das entspricht einer Körperlänge von etwa 18 bis 20 Zentimeter. Je nach Verbreitungsgebiet erstreckt sich die Reproduktionszeit über die Monate Juli bis August, kann aber auch je nach Wassertemperatur und Gebiet stark variieren. Ein Weibchen legt nur alle zwei Jahre ihre Eier ab. Je nach Größe des Weibchens legt es durchschnittlich zwischen 10.000 und 40.000 Eier, die unter ihrem Schwanzteil bis zum Schlüpfen Schutz finden. Bei voll ausgewachsenen Weibchen kann das Gelege auch bis zu 100.000 Eiern betragen.
Im ersten Jahr häutet sich der amerikanische Hummer ungefähr zehnmal und erreicht dann eine Länge von 30 bis 40 Millimeter. Es dauert ungefähr sechs Jahre, bis der amerikanische Hummer 0,5 Kilogramm Gewicht erreicht.
Amerikanische Hummer sind vorwiegend nachtaktive Einzelgänger. In den Sommermonaten bleiben die Tiere eher in Küstennähe in geringeren Tiefen, weil dort das Wasser wärmer ist. Im Winter ziehen sie sich in
Bereiche zurück, da die Wasserturbulenz dort geringer ist. Abgesehen von dieser jährlichen Wanderung sind Hummer relativ ortstreu.